Rückbidlungsgymnastik! Warum? Welche ist gut?

Rückbildungsgymnastik- ja! Nur welche?

OK. Machen wir uns nichts vor. Wenn das Baby auf der Welt ist, fällt es uns in den ersten Wochen wirklich schwer in die Gänge zu kommen.  Alles ist neu, alles ist komisch. Die Welt geht langsamer, die Nächte werden kürzer, die Tage länger, die Augenringe dicker, die Nerven schwächer, der Körper gehört nicht zu mir, die Wäsche stapelt sich und der restliche Haushalt erledigt sich irgendwie auch nicht von alleine. Das Letzte an was wir jetzt denken ist an unseren Beckenboden. Nicht wahr? 

„Der wird schon wieder!“ reden wir uns ein. „und wenn nicht, egal. Ich bin Mama!“ flüstert uns das Teufelchen hinterm Ohr ein.

 

Doch: Wird er wirklich von alleine wieder? Ist es uns echt egal, wenn wir eine Schwäche entwickeln? 

Ich gebe euch hier eine ehrliche Antwort. 

 

Wenn wir davon ausgehen, dass 25% alle Frauen zwischen 25 und 40 Jahren nach einer Geburt irgendeine Form einer Beckenbodenschwäche haben (die Dunkelziffer ist hier gar nicht mit einberechnet) ist das eine alarmierend hohe Zahl. Das sind in einer Gruppe von 10 Frauen, 2-3 Betroffene und wenn wir die Dunkelziffer mit einrechnen, sogar noch mehr! Erschreckend aber Tatsache.

 

Wie äußert sich eine Beckenbodenschwäche? Bin ich selber betroffen?

 

Es gibt verschiedene Arten, wie sich eine Beckenbodenschwäche zeigen kann.

 

1) Die Bekannteste ist das unfreiwillige Verlieren von Urin bei einer plötzlichen Druckerhöhung (Niesen, Husten, Springen, …) Also unverschönt und direkt- eine Inkontinenz. Resultierend aus einer insuffizienten Muskulatur, die nicht mehr den natürliche Verschlussmechanismus des Blasenausgangs gewährleistet. Erhöht sich der Druck im Bauchraum sinkt die Blase durch das Nachgeben der Beckenbodenmuskulatur minimal nach unten und dadurch setzt der automatische Verschlussmechnasimus nicht ein. Der Blaseninhalt tröpfelt nun unkontrolliert aus der Blase. 

 

2) Eine weitere Schwäche ist das Absinken der Organe, als Resultat einer schwachen, überdehnten Beckenbodenmuskulatur. Jede dritte Frau ab 50 hat eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Beckenbodensenkung. Doch nicht nur Frauen in der Menopause berichten von Senkungsbeschwerden, auch junge Mütter sind nicht selten betroffen. Eine Beckenbodensenkung kann mit einer Inkontinenz einhergehen, muss aber nicht. Es kommt darauf an welche Beckenorgane absinken (Blase, Gebärmutter, Rektus)

 

3) Schmerzen im unteren Rücken- und/oder Schambereich sind ebenso Zeichen einer Beckenbodenschwäche und werden oft fälschlicher Weise als normale Rückenschmerzen abgetan und auch falsch behandelt.

 

Warum entsteht eine Beckenbodenschwäche?

 

Die Hauptgründe für eine Beckenbodeninsuffizienz sind in erster Linie abnormale Bauchdruckerhöhungen nach unten, in Kombination mit einem nicht richtig eingestellten Körper. Kurzum eine Beckenbodenschwäche ist nicht nur das Resultat eines überbelasteten Beckenbodens, sondern auch das Resultat einer schlechten Körperhaltung. 

Dass eine Schwangerschaft das ganze Körpersystem aus dem Lot bringt, ist kein Geheimnis. Wir müssen durch den größer werdenden Bauch mehr in einer Lendenlordose (Hohlkreuz) gehen, sonst würden wir vorne überkippen. Dadurch überstrecken wir zwangsläufig die Kniegelenke und unsere Fußinnenknöchel sinken ab. Nicht selten passen vielen Schwangere deswegen nicht mehr in ihre Schuhe.

Unsere Brustwirbelsäule gleicht die vermehrte Lenden-Überstreckung mit einer verstärkten Kyphose (Beugung) aus und die Halswirbelsäule erneut mit einer Lordose (Überstreckung). Dass dieser Zustand oft nach der Schwangerschaft bestehen bleibt- aus „Macht der Gewohnheit“ - ist leider bei vielen Frauen Tatsache. Hinzu kommt noch das Auseinanderweichen der Bauchmuskeln, die das  gesamte Bauchkapselsystem (Zwerchfell, Bauchmuskulatur, Beckenboden, Rückenmuskeln)  in ihrer Funktion noch zusätzlich schwächt.

 

Was kann ich dann dagegen tun?

 

Nach der Schwangerschaft eine gute Rückbildungsgymnastik besuchen. Geführt von einer Kursleiterin, die fachlich auf dem höchsten Niveau arbeitet. 

 

Woran erkenne ich eine gute Rückbildungsgymnastik?

 

Die Frage ist eher, woran erkenne ich eine „schlechte“ Rückbildungsgymnastik. Fitnessübungen, die aus jeder Pore den Schweiß treiben, haben in einer fundierten Rückbildung nichts zu suchen.

 

Eine Rückbildungsgymnastik sollte den Körperkern der Frau zurück bilden und festigen, nicht die Schale drumherum. Das wird leider häufig falsch interpretiert und deswegen ist die Rückbildungsgymnastik so stark in Verruf geraten. „Ich habe die Rückbildung gehasst!“ sind dann die gängigen Feedbacks. Aber genau das sollte nicht der Fall sein. Die Rückbildung soll eine Wohltat sein. Sie soll den Körper der Frau zurück in die Mitte bringen. Die Frau sollte sich nach der Rückbildung in ihrem Körper wohl fühlen. 

Bei einer fachlich korrekten Rückbildung lernt man es, den Körper richtig einzustellen. Man lernt den Beckenboden kennen und das ganze System um den Beckenboden. Man lernt richtig zu atmen und sich schonend im Alltag zu bewegen, um eben eine Beckenbodenschwäche zu vermeiden. Ein Quereinsteigen ist bei einer Rückbildung demnach NICHT möglich. Ist es möglich, ist der Kurs nicht empfehlenswert.

Dass nach der RüBi der Körper wieder wie vor der Schwangerschaft hergestellt ist, ist ein Ammenmärchen. Auch nach der Rückbildung muss weiter am Körperkern gearbeitet werden. Mindestens 6 Monate danach noch, eher aber ein ganzes Leben.

 

Wer aber mit Situps/Crunches und schrägen Bauchmuskeln arbeitet, hat das Fach nicht verstanden. Wer die Rektusdiastase nicht ertastet, hat den Grundgedanken der Rückbildung nicht verinnerlicht. 

 

Zusammenfassend ist also zu sagen: Eine Rückbildungsgymnastik ist unumgänglich, um etwaige Spätfolgen zu vermeiden. Nur weil es einem augenscheinlich gut geht, heisst das nicht, dass der Körper richtig eingestellt ist.

(Sprunggelenk zum Knie und Hüfte, Hüfte zur Schulter, Rippenbögen links/rechts, Bauchmuskelspannung zum Beckenboden, Beckenboden zum Zwerchfell etc)

Wer die Rückbildung schwänzt, geht das Risiko ein, Jahre später eine Schwächung zu entwickeln. Wer zu früh mit dem falschen Programm beginnt (falsches Trainings, zu frühes Joggen, persistierend falsche Körperhaltung) braucht sich nicht zu wundern, wenn plötzlich eine Beckenbodeninsuffizienz entsteht.

Aber es muss eben auch eine fundierte Rückbildung sein.

 

Mein Tipp:

Hört auf Empfehlungen und erkundigt euch über die Kursleiterin. Physiotherapeutin sind nicht automatisch zu empfehlen. Physiotherapeuten mit Beckenbodentherapeutischem KnowHow definitiv und mit großem Ausrufezeichen!

Hebammen nur mit ausschliesslichen Beckenbodentherapeutischem Wissen- denn in der Grundausbildung wird zu wenig darüber geschult. Daraus resultiert oben erwähnte schadende Power-Gymnastik. Bedenke aber: Nicht jede Hebamme bildet sich aber in diese Richtung weiter!!

 

ACHTUNG: Noch in diesem Jahr werde ich ein Rückfindungsprogramm (meine Fibel) für Zuhause anbieten  -  

 

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